Über Ihnen werden Sie nun Zeuge eines Kampfes zwischen einem Pottwal und einem Riesenkalmar. Keines Menschen Auge hat einen solchen Kampf jemals beobachten können. Denn Riesenkalmare sind Tiere der Tiefsee und erst kürzlich gelangen erste Aufnahmen von tatsächlich lebenden Tieren. Woher wissen wir also, dass Pottwale und Riesenkalmare miteinander kämpfen?
Mageninhalte von Pottwalen zeigen regelmäßig Überreste von diesen seltsamen Kopffüßern. Und auf der Pottwalhaut finden sich bis zu handtellergroße Saugnapfspuren. Eine Größe von bis zu 60 Metern wurde den Riesenkalmaren deshalb zugeschrieben. Ein Irrtum, wie sich schließlich herausstellte. Denn die Narben, die einem jungen Pottwal zugefügt wurden, wachsen mit und erreichen deshalb solche Ausmaße. Immerhin sind aber bis zu 18 Meter lange Riesenkalmare belegt.
Die Vitrine hier im Erdgeschoss zeigt einen „nur“ sechs Meter langen Riesenkalmar, der sich in einem Fischernetz verfangen hatte. Es handelt sich um eines der seltenen Originalpräparate dieser Tiere weltweit. Riesenkalmare leben in 300 bis über 1.000 Meter Wassertiefe, zum Beispiel vor den Küsten Neuseelands. Wenn sie sterben, verlieren sie ihre rötliche Färbung.
Bei diesem Exemplar handelt es sich übrigens um ein männliches Tier. Gut ist oberhalb des Kopfes der lange Penis zu sehen. Am Körperende wurde eine Samenkapsel gefunden, die von einem anderen Tier stammte. Riesenkalmare injizieren ihre Samenkapseln in die Körper der Weibchen. War dies hier also ein Blindgänger, der einem weiblichen Tier galt? Wir wissen es nicht. Genauso wenig wissen wir über die Aufzucht der Jungen und die Lebensweise der Riesenkalmare Bescheid. Noch immer spielt sich das Leben in der Tiefsee zum größten Teil im Verborgenen ab. Vieles gibt es noch zu entdecken, falls der Mensch es nicht vorher zerstört. Denn täglich werden Lebensgrundlagen der Meeresbewohner durch Tiefseefischerei, Rohstoffabbau am Meeresboden oder Verschmutzung der Meere durch Öl oder Plastik vernichtet!